Buen Camino | Ines Sandau

Ende August waren mein Mann und ich auf dem Jakobsweg in Spanien unterwegs – die letzten 160 Kilometer. Vor 10 Jahren waren wir zum ersten Mal auf dem Jakobsweg und wollten ihn nun beenden.

Viele Pilger brennen darauf, am Ende des Weges die begehrte Compostela zu bekommen. Für diese Pilgerurkunde muss man mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß gegangen sein. Von daher wurde es dann auf den letzten 100 Kilometern sehr, sehr voll. Mich hat überrascht, dass auch viele junge Leute in großen Gruppen unterwegs waren. Allerdings waren diese Gruppen oft der Meinung, dass sie den Camino nur laut plappernd oder mit Musikbox bewältigen können. Teilweise war es so voll, dass ich mir vorkam, wie auf einer Autobahn, auf der man sich in den Pilgerstrom einreihen musste.
Da fragte ich mich schon, was das noch mit der ursprünglichen Form des Pilgerns als Zeit der Einkehr und Besinnung zu tun habe. Trotzdem kam es dann doch zu tiefen Gesprächen mit anderen Pilgern über die Höhen und Tiefen des Lebens, über Krisen, über das Buch Kohelet mit seinem schönen Text „Alles hat seine Zeit“ oder Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“ oder die Frage, was mich antreibt und mich trägt im Leben.

Beeindruckend war dann das Ankommen auf dem großen Platz vor der Kathedrale in Santiago. Obwohl die Kathedrale auch innen wirklich sehr schön ist, ist mir doch eine andere, kleine Kirche in Erinnerung geblieben. Bei dem Pilgerbüro, wo man sich auch die Compostela ausstellen lassen konnte, gab es auch eine kleine Kirche. Dort lief auf einem Bildschirm eine Präsentation mit einigen Impulsen und ruhiger Musik. Die Impulse fand ich sehr hilfreich, um auf den Camino zurückzuschauen.
Genauso können sie aber auch Anregung sein, auf unser Leben zu schauen, das wir auch als Pilgerweg auf dem Weg zu Gott verstehen können:

Was habe ich auf meinem Camino gelernt?
Was habe ich auf meinem bisherigen Lebensweg gelernt?

Wo habe ich Gott auf dem Camino gefunden?
Wo ist mir Gott auf meinem Lebensweg begegnet?

Was nehme ich vom Camino für den nächsten Lebensabschnitt mit?
Was nehme ich mir vor für den nächsten Lebensabschnitt?

In diesem Sinne: „Buen Camino!“

 

Ines Sandau
Gemeindereferentin

 

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