Gesegnete Tränen | Tina Maria Reisiger

Heute bin ich im Krankenhaus einer jungen Frau begegnet. Ihr Zustand: voller Schmerzen. Ihre Aussicht: mehr als ungewiss. Ihre Hoffnung: Einmal wieder an der frischen Luft spazieren gehen zu können. Ohne dass ich sie danach frage, sagt sie: „Aber ich bin auch dankbar, für das, was möglich ist.“ Und sie spricht von Menschen und Momenten in ihrem Leben, die ihr gut tun, die sie leben lassen.

Lange noch denke ich über unsere Begegnung nach. Habe ich eine so klare Sicht auf all die vielen Momente, Hoffnungen und Menschen, die mich leben lassen? Dankbar sein ist einer der Schlüssel zum Glücklich sein. Es heißt innehalten und das Kleine groß werden lassen. Verkosten und Genießen. Ranzoomen. In Zeitlupe sehen.

Ich verweile kurz im Raum der Stille. Blättere im Buch „von der Seele geschrieben“ für Bitten, Klage und Dank.
An einem Eintrag bleibe ich hängen: „Danke für den heutigen Tag. Auch unsere Tränen sollen gesegnet sein.“

 

Tina Maria Reisiger

Krankenhausseelsorgerin
im Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf

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