Kategorie-Archiv: Geistlicher Impuls

Bibel-Impuls zum 1. Adventssonntag 2021

Mit dem neuen Kirchenjahr beginnt das Lesejahr C, in welchem uns vorrangig das Lukas-Evangelium begleiten wird. Wir hören daraus am 1. Adventssonntag einen Abschnitt (Lk 21, 25-28.34-36), der uns auf den ersten Blick viel Angst machen könnte:

Die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

(Lk 21, 26-28, revidierte Einheitsübersetzung 2016)

Dieser Text steht im Kontext der Rede Jesu über die Endzeit (Lk 21, 5-36), die mit der Zerstörung des Tempels (Verse 5+6) und der Stadt Jerusalem (Verse 20-24) im Jahre 70 n. Chr. durch Titus beginnt. Diese Schreckenszeit erschüttert nicht nur die betroffenen Menschen (Juden wie Christen), sondern den ganzen Kosmos (Vers 25).

Auch wenn wir heute – fast 2000 Jahre später – immer noch ganz fröhlich leben, so können uns doch die Zukunftsaussichten unserer Welt erschrecken: die Folgen des Klimawandels –- Abschmelzen der Pol-Kappen und Gletscher, Verwüstung breiter Landstriche, Untergang ganzer Länder wie Bangladesch oder die Niederlande -, der rasante Verlust der Artenvielfalt, die atomare Hochrüstung zwischen den Großmächten, die Möglichkeiten eines Cyber-Krieges, die totale elektronische Kontrolle der Individuen usw. – all das sind ganz reale menschengemachte Gefahren, die uns das Fürchten lehren. Die Apokalypse ist nicht weit!

Genau in diese unsere Lage hinein spricht unser Evangelium: „Seht auf und erhebt eure Häupter!“ Es hilft nämlich nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und die Krise zu verdrängen. Hilfreich ist nur die Hoffnung, dass Gott diese seine Welt noch nicht verloren gegeben hat, und entschiedenes Handeln, das sich nicht lähmen lässt von der Größe der Aufgabe, sondern mutig und zielgerichtet die kleinen und großen Schritte wagt, die möglich sind.

Unsere Augen richten sich dabei auf den „Menschensohn“, von dem schon am vorigen Sonntag in den Lesungen die Rede war. Er „kommt in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Vers 27). Er ist die Solidarität Gottes mit uns „in Person“. Mit seinem ersten „Advent“ hat unsere Erlösung bereits begonnen; mit seinem zweiten „Advent“ wird sie ihr Ziel erreichen. In dieser Perspektive gehen Engagement und Gelassenheit zusammen: wir arbeiten als Christen gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – und wir legen die Zukunft vertrauensvoll in Gottes Hände.

Herzliche Adventsgrüße, Helmut Röhrbein-Viehoff  weiter -> 

Ich möchte raus – Sonntagsimpuls 27.06.2021

Im siebenundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Pfarrer Markus Diederich über das Gefühl der Freiheit in Zeiten der Pandemie – und wie Gott uns dazu verhelfen kann.

Ich möchte raus – hinaus ins Freie! Ja, draußen geht es mir in dieser Pandemie besser. Wenn wir die Masken ablegen, spüre ich die weiten Räume, die zum Atmen entstehen. Auch neue Räume der Begegnung tun sich auf, weil wir mehr vom Gesicht des Gegenübers entdecken.

Ich möchte raus – raus aus der Sorge um eigene Krankheit und Not. Welch‘ neue Horizonte tun sich auf, wenn ich diese Sorgen ablegen kann – wenn ich sie einem anderen übergeben kann. Mein Leben wird geradezu leichtfüßig, und ich beginne zu tanzen.

Ich möchte raus – raus aus dem Laufrad! Ich möchte das Leben in Familie und Freundschaft, aber auch im Beruf in größerer Freiheit spüren! Nicht nur die Freiheit, etwas scheinbar Dringendes lassen zu müssen, weil etwas anderes noch mehr drängt. Ich möchte die Freiheit spüren, mich aus Liebe für ein Jetzt und Immer zu entscheiden.

Im Evangelium des 13. Sonntags im Jahreskreis, gibt es auch Menschen, die raus möchten – sie möchten herausgerettet werden. Da ist die Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluss leidet und der die Ärzte nicht helfen können. Sie sucht nach einem neuen Horizont, doch dafür muss sie etwas wagen. Sie muss durch das Gedränge der Menschen zu Jesus finden – sie will trotz der Vielfalt der menschlichen Ideen auf die Kraft vertrauen, die von Jesus ausgeht. Sie wagt es und wird geheilt – sie überwindet ihre Ängste und wird mit neuem Lebensraum beschenkt.

Lied Weite Räume meinen Füßen, Strophe 1+2 (T: Eucken Eckert, M: Alejandro Veciana)

Die Heilung der kranken Frau wird gerahmt von der Situation des Jarus. Da seine Tochter todeskrank ist, legt er die letzte Hoffnung in Gottes Hand: Jesus soll ihr seine Hände auflegen, damit sie am Leben bleibt. Doch als sie dem Haus näherkommen, da wird Jarus noch enger ums Herz, denn seine Tochter soll schon gestorben sein. Jesus aber ruft sie zurück ins Leben und schenkt so Jarus und vielen anderen Menschen damals und heute eine neue Perspektive.

Lied Weite Räume meinen Füßen, Strophe 3 (T: Eucken Eckert, M: Alejandro Veciana)

Herr! Schenke uns auch heute die Weite, die wir zum Leben brauchen.
Hol uns heraus aus der Anonymität der Masken. Gib uns Zuversicht in Not und Krankheit. Befreie uns zur Freiheit der Kinder Gottes – stell unsere Füße auf weiten Raum!

Dazu segne uns, Herr – Du, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.  weiter -> 

Warum habt ihr solche Angst? – Sonntagsimpuls 20.06.2021

Im sechsundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Gemeindereferentin Christiana Zynda darüber, dass Jesus uns einlädt, uns in unseren Lebensstürmen Gott ganz anzuvertrauen.

Liebe Schwestern und Brüder,

sind Sie schon mal unterwegs von einem heftigen Sturm oder Gewitter überrascht worden. Für einen Moment geht die Welt um einen herum unter und die Natur ringsherum wird für einen selbst lebensbedrohlich. Im heutigen Evangelium nach Markus geraten die Jünger mit Jesus zusammen auf dem See Genezareth in Seenot.

Es stürmt, die See ist aufgewühlt, das Boot wird hin und her geworfen, die Jünger kämpfen mit aller Kraft gegen den Sturm an, sie versuchen, das Boot gegen den Wind zu drehen, doch es droht zu kentern. Der Sturm wird stärker, die Kräfte der Jünger schwinden, sie mühen sich ab, doch alle Anstrengungen scheinen umsonst. Ihre eigene Kontrolle ist begrenzt. Sie werden in ihre Schranken verwiesen und wirken ohnmächtig. Und dann die Frage Jesu: Warum habt Ihr solche Angst? Habt Ihr noch keinen Glauben?

Jesus mutet den Jüngern ganz schön viel zu, finden Sie nicht? Da gehen die Wogen hoch, die Brühe schwappt in den schaukelnden Kahn und er – er liegt in aller Seelenruhe auf einem Kissen und schläft.

„Klar, der braucht ja auch keine Angst zu haben“, sagt ein kleiner Junge, „weil er kann ja auf dem Wasser laufen!“

Aber das wäre wohl keine Lösung, die Freunde dem Untergang zu überlassen und sich mit Zauberkraft auf- und davonzumachen. … Und so ist Jesus nicht und das ist auch nicht unser Glaube an Wunder und Zeichen.

Das lange Warten auf ein Wunder in unseren eigenen Lebensstürmen, das verzweifelte Hoffen auf ein Zeichen, dass kennen viele von uns allerdings wohl nur zur Genüge. Da kann es schon vorkommen, dass wir den Eindruck gewinnen, Jesus würde schlafen, uns nicht hören und der Vater im Himmel hätte sein Handy stumm geschaltet. In diesem Gefühl der Gottverlassenheit fällt es schwer, am Gottvertrauen festzuhalten.

Wir sind nicht in der bevorzugten Sonderstellung wie die Jünger, die den Meister in seiner irdischen Gestalt an der Seite haben, mit ihm essen und trinken, wandern und feiern und ihn aufrütteln können, wenn er zu schlafen scheint.

Und unser Zweifel ist groß, denn wenn uns in einer prekären Lage Hilfe zu Teil wird, können wir nicht wissen, wer da die Finger im Spiel und die segnenden Hände ausgebreitet hat.

Des Weiteren lehrt uns unsere Erfahrung, dass wir nicht einmal mit Sicherheit sagen können, ob die Lösung zu unserem Besten ist und ob sich im weiteren Verlauf des Lebens nicht zeigen wird, dass sie zu neuen Schwierigkeiten führt. Manche dringende Bitte, die sich erfüllt, kann sich später als Albtraum entpuppen.

Doch Jesus will falsche Furcht und Ängstlichkeit von uns nehmen. Er fordert uns auf, uns in unseren Ängsten und Nöten Gott ganz zu öffnen, ihm unsere Sorgen anzuvertrauen und uns in Gottes Hände fallen zu lassen. Gott in unser Leben zu bitten und ihm die Kontrolle und das Steuer zu übergeben. Jesus lädt uns ein, ihm ganz zu vertrauen, denn er hat uns in seiner Liebe am Kreuz schon längst erlöst und gerettet.

Seien sie mutig und öffnen sie Jesus ihr Herz, damit er durch den Heiligen Geist in ihrem Leben das Ruder übernehmen kann und ihr Leben gelingt.

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag!  weiter -> 

Und ich weiß nicht wie… – Sonntagsimpuls 13.06.2021

Im fünfundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Vera Hofbauer-Dudziak über die Aussaat und die Ernte – und was das mit unserem Leben zu tun hat.

Ein paar Wochen dauert es in diesem Jahr wohl noch bis zur Getreideernte. Je nach Witterung ist sie mal früher, mal später – aber sie kommt. In der Region, aus der ich komme, gibt es die Redensart: „Das Getreide ist zeitig.“ Das ist wohl die Kurzform für „die Zeit der Ernte ist da“ (Mk 4,29b) aus dem heutigen Evangelium.

Ob sich die Mühe des Aussäens und der Feldpflege gelohnt hat, ist tatsächlich erst am Tag der Ernte sichtbar. Denn erst dann können die Körner auf Quantität und Qualität überprüft werden. Und oft kommen da tatsächlich Überraschungen zutage.

Bis dahin keimt und wächst der Samen und der Säende „weiß nicht wie“ (Mk 4,27b), wie es im Evangelium so schön heißt.

Ich frag mich oft, ob das, was ich den ganzen lieben langen Tag „aussäe“, keimt und wächst – oder auch nicht. Manchmal sehe ich das Ergebnis, bekomme eine direkte Rückmeldung oder habe die Möglichkeit danach zu fragen. Manchmal habe ich aber auch keine Ahnung davon oder es sieht fast so aus, als wäre alle Mühe vergebens gewesen. Vielleicht kennen Sie solche Situationen auch aus Ihrem Leben. Jesus beruhigt uns: Ob Ihre und meine Aussaat, durch unterschiedlichste Worte und Taten das Reich Gottes in der Welt „einzupflanzen“, auch tatsächlich keimt und wächst, wird erst am Tag der Ernte sichtbar.

Bis dahin gibt es keinen Grund, hoffnungslos zu werden. Auch wenn meine und Ihre Mühe manchmal vergeblich scheint – vertrauen wir auf den Segen Gottes für unser Tun! Vielleicht keimt und wächst das Ausgesäte auf eine Weise, die wir nicht ahnen können.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag!  weiter -> 

Gedanken zu Fronleichnam – Impuls

Im vierundvierzigsten Beitrag der Impulse spricht Peter Beckwermert über seine Gedanken zu Fronleichnam.

Fronleichnam – komisches Wort – Als Kind dachte ich immer daran, dass man froh und glücklich über eine Leiche, den Tod sein soll. Seltsam.

Nein, es geht um etwas anderes: Um „Corpus Christi“ den Körper des Herren!

Nach der Passion, dem Leidensweg Christi mit Demütigungen, Verfolgungen, Aburteilung und Hinrichtung, Tod und Auferstehung, Trauer und Verzweiflung, flüchtige Begegnung auf dem Weg nach Emmaus, Himmelfahrt und das Gefühl ganz allein gelassen zu sein. Dann die erneute Wende an Pfingsten. Da ist ja der Geist, den wir spüren, der uns bewegt! Der bleibt!

Und jetzt wird es wieder handfest und gegenständlich: Der Körper Christi!

Wir Menschen brauchen das. „Nur“ so ein Gefühl, ein Geist, das reicht nicht. Und deshalb wird ER gezeigt, wird bei einer Prozession herumgetragen, dass es alle sehen können: Gott ist groß! Gott ist in dieser Welt!

Nicht nur sein Geist, auch körperlich, wahrhaftig. Wir sehen ihn in der Gestalt des Brotes, das uns an das letzte Abendmahl mit den Jüngern erinnert.

Und dieses Stück Brot dürfen wir selbst in unsere Hände nehmen und es uns einverleiben. Damit es uns stark macht. Mehr als nur unseren Hunger stillt. Gott in uns! Der Herr, der aus uns keine Knechte macht – sondern uns zur Freiheit führt.

Jetzt, wo die Zahlen der Neuinfektionen zurückgehen und es nicht mehr so gefährlich ist, kommen Sie mal wieder in die Kirche – um den Geist spüren zu können und um sich mit einem ganz kleinen Stückchen Brot mehr als nur den Hunger stillen zu lassen. Das macht stark und frei!  weiter -> 

Dreifaltigkeit – Sonntagsimpuls 30.05.2021

Im dreiundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Diakon Jörg Kleinewiese:

„Die Heilige Dreifaltigkeit ist nicht immer einfach zu verstehen. Ein Gott in drei Teilen hat schon Augustinus gefordert. Dieser Impuls nähert sich dem Verständnis indem er uns mit Hilfe von Bildern zeigt, wie etwas eins und dann doch vielfältig sein kann. Und so lernen wir vielleicht auch die Teile Gottes kennen, die uns sonst eher fremd erscheinen. Am Ende fügt sich dann alles zu einem Ganzen zusammen und Gott kommt uns in allen drei Teilen gar nicht mehr so fremd vor. Unser Bruder, unser Vater und der Heilige Geist, die Liebe, die alles zusammenhält.“

Liebe Schwestern und Brüder, heute am Dreifaltigkeitssonntag möchte ich Sie herzlich zum Predigtimpuls der Pfarrei Heilige Elisabeth begrüßen. Ich bin Diakon Jörg Kleinewiese.

Wir kennen die Aussage, dass Gott dreifaltig ist. Wir haben sie sozusagen verinnerlicht. Aber verstehen wir sie wirklich? Wie soll jemand drei Personen in einer sein. Richtig erklären kann man das nur schwer.

Jesus, der als Sohn Gottes Teil der Trinität ist, spricht zu uns auch vom Vater, und vom Heiligen Geist, der uns als Beistand gesendet wird. Der Heilige Geist ist gewissermaßen die Kraft Gottes, die Liebe, die Quelle all unserer Kraft. Vielleicht so etwas wie die Seele Gottes.

Den Sohn kennen wir vielleicht am besten, denn er war ja hier auf unserer Erde. War einer von uns. Und wenn es einen Sohn gibt, dann muss es ja auch Eltern geben. Gott als Vater.

Und so haben wir die Dreifaltigkeit oder auch die Dreieinigkeit Gottes: Gott der Vater, Gott der Sohn und schließlich Gott der Heilige Geist.

Wie das dann eine Person, oder ein Gott sein soll ist nicht so einfach zu verstehen und daran haben sich schon die Kirchenväter die Zähne ausgebissen. Vom heiligen Augustinus wird z.B. erzählt, dass er am Meer spazieren ging – damals, als er an seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit arbeitete.

Und man weiß zu berichten, wie er dort ein kleines Kind beobachtete. Das Kind hatte ein Loch in den Sand gegraben und lief nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser, schöpfte mit seiner Muschel, rannte zurück und goss das Wasser in das Loch. Darauf lief es wieder zum Wasser, schöpfte und wiederholte das Ganze immer aufs Neue.

Nach einiger Zeit fragte Augustinus: „Was machst Du denn da?“ Und das Kind antwortete ihm: „Ich schöpfe das Meer in dieses Loch!“

Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: „Du kleiner Narr, das ist doch unmöglich. Du kannst das große, weite Meer, doch nicht in dieses Loch füllen!“

„Aber du bildest dir ein,“ meinte daraufhin das Kind, „dass du das große Geheimnis der Dreifaltigkeit mit deinem Kopf erfassen kannst!?“

Gregor von Nazianz ein Kirchenlehrer aus dem 4. Jahrhundert näherte sich dieser Frage mit verschiedenen Bildern. Eines ist das Bild von einer Quelle, die aus der Erde hervorbricht und deren Wasser sich dann zu einem kleinen Bach sammelt. Dieser Bach gräbt sich nun seinen Weg den Hang hinunter, bis weit hinein in das Tal. Und er wächst dabei, wird größer und mächtiger und wird endlich zu einem richtigen Fluss. Und so haben wir eine Quelle, einen Bach und einen Fluss. Und wir meinen, diese drei ganz deutlich voneinander unterscheiden zu können. Wir können sagen: „Da ist die Quelle, da ist der Bach und da ist der Fluss.“

Und Gregor sagte, dass dies bei Gott vielleicht ganz ähnlich sei. Wir sprechen schließlich von Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Geist. Wir sagen: „Das ist das Wirken des Geistes.“ Oder: „Hier ist der Vater am Werk.“ Aber wenn wir genau hinschauen, dann geht es uns wie bei diesen drei Gewässern. Obwohl wir eine Quelle, einen Bach oder einen Fluss sehen, ist das Wasser immer das gleiche. Obwohl es drei verschiedene Gewässer sind, ist es trotzdem ein und dasselbe Wasser, das sie alle durchfließt.

Vielleicht ist es bei Gott ganz ähnlich: Wir glauben, in ihm drei Personen unterscheiden zu können. Alle drei aber durchweht ein und dasselbe göttliche Wesen. Er ist ein Gott in drei Personen.

Man könnte alternativ auch einen einzelnen Menschen als Beispiel sehen: Ich z.B. bin Sohn, aber ich bin auch der Vater meiner Töchter und ich habe eine Seele, die mich lieben lässt und meinen Körper am Leben hält. Also bin ich Sohn, Vater und Seele in einer Person.

Heutzutage gibt es viele Menschen, die mit der Trinität nicht viel anfangen können. Sie wenden sich einfach an Gott, oder sehr häufig auch an Jesus. Naja, im Vater Unser wenden wir uns dann an den Vater. Ich glaube, das hängt davon ab, worum es im Gebet geht. Wenn wir Jemanden brauchen, der uns nahe ist, dann wenden wir uns gerne an Jesus. Er war ja auch Mensch, steht unseren menschlichen Problemen nahe, weiß wovon wir reden. Der Vater, an den hat Jesus sich gewandt, wann immer er mit dem Himmel kommunizieren wollte. So wie wir uns an unseren leiblichen Vater und unsere leibliche Mutter wenden, wenn wir Rat brauchen, wenn wir Vergebung brauchen, wenn wir eine starke Hand brauchen. Der Vater erscheint uns als Kinder doch oft mächtig, kann beschützen und Probleme lösen. Gibt uns Rat. Und der Heilige Geist macht uns doch wirklich komplett. So wie er Gott komplett macht. Er ist uns Beistand, Weisheit, lässt uns barmherzig und liebend sein und für andere da sein.

Vielleicht haben viele von uns einen Favoriten bei Gott. Manch einer sagt: Mir ist Jesus ganz besonders nahe. Mit ihm kann ich etwas anfangen. Er ist mein Bruder. Für andere ist der Vater besonders wichtig. Einer der sie immer annimmt, egal was sie gesagt oder getan haben. Und ein anderer mag den Heiligen Geist besonders, der uns lieben lässt, der uns Gefühle fühlen lässt

Vielleicht schauen Sie selbst einmal in dieser Woche, wer Ihr Favorit ist. Und dann nehmen Sie sich doch gerne einmal vor, sich dem Teil Gottes zuzuwenden, der nicht so sehr ihr Favorit ist. Den Sie vielleicht weniger verstehen. Und versuchen Sie ihm dann näher zu kommen: Im Gebet, in dem was sie tun. In der Meditation.  weiter -> 

Musikalischer Impuls zu Pfingsten – „Pfingstsequenz“

Der musikalische Impuls zu Pfingsten „Pfingstsequenz“.
Arrangement: Kati Kalinowski
Künstler: Birgit Bohn, Markus Diederich, Kati Kalinowski, Henrik Schwager
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Strophentext: „Veni Sancte Spiritus:“, Stephen Langton um 1200
Übersetzung: Maria Luise Thurmair und Markus Jenny 1971 © Verlag Herder, Freiburg
Rahmenverse und Musik: Christian Heidenbauer © Loretto Music 2014

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Wo ist denn von Pfingsten etwas zu spüren? – Sonntagsimpuls 23.05.2021

Im zweiundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Pastor Dr. Jürgen Wätjer über das Pfingsten während Corona – und die Überraschungen, die diese Zeit mit sich bringt.

Evangelium: Johannes 20, 19-23

Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.

Impuls

Liebe Schwestern und Brüder in der Gemeinschaft des Glaubens!

Pfingsten ist es. Im Kalender steht es so. Und wir haben deswegen schließlich auch Schulferien oder im Betrieb einen Tag mehr frei! Und es sind mehr Urlauber unterwegs als sonst in dieser Zeit von Corona: Es ist Pfingsten!

Aber Zweifler haben schon Anlass zu der Frage: »Wo ist denn von diesem Pfingsten nun etwas zu spüren? Es reicht doch nicht, dass es im Kalender steht! Es reicht doch nicht, dass die Gemeinde ein paar Heilig-Geist-Lieder mitsummt! Es reicht doch nicht, dass Priester und Diakon rote Gewänder tragen, die an die pfingstlichen Feuerzungen erinnern! Wo ist denn von Pfingsten etwas zu spüren?«

Meine Antwort: Zugegeben – so einfach ist es nicht, das Pfingsten unserer Tage zu entdecken. Es ist nicht so aufsehenerregend wie das erste Pfingsten damals in Jerusalem. Aber sind nicht die feinen Goldadern des Geistes Gottes doch in unserem Leben spürbar? Ich erlebe trotz der Pandemie soviel Unerwartetes, Überraschendes, das gar nicht so leicht durch unsere Kräfte, unser Geschick und Können zu erklären ist: Etwa dass Menschen ihre Gefühle und Empfindungen ganz frei, offen und zugleich achtsam und einfühlsam äußern; dass wir in einem solidarischen Miteinander die Corona-Krise langsam in den Griff bekommen; dass ältere Menschen unter uns auch einmal vergesslich sein dürfen, ohne dass sie deswegen abgeschrieben werden; dass Überforderte den Mut gewinnen, zu ihren Grenzen zu stehen und um Hilfe zu bitten! Ich bin sicher: Solches Pfingsten – zaghaft und doch großartig – gibt es auch hier und heute unter uns. Wir müssen es nur erst wahrnehmen.

Vor fast 58 Jahren starb Papst Johannes XXIII. Für die Jüngeren unter uns ist das schon eine ferne Geschichte. Aber ich bin überzeugt: Wir tun gut daran, uns zu erinnern. Johannes XXIII. hat in seinem nur fünfjährigen Wirken als Papst, mit seinem Wesen und seiner Art, mit seiner Ausstrahlung und Herzlichkeit, mit seinem Brückenbauen hin zu den christlichen Schwesterkirchen, mit seiner Friedens- und Versöhnungsarbeit ein wirkliches Feuer entfacht, einen Sturm neuen Geistes ausgelöst. Die weit geöffneten Fenster, frische Luft und Weite – das verdanken wir in unserer Kirche seinem Wirken! Und vor allem auch dem erstaunlichen Prozess des Zweiten Vatikanischen Konzils, den er angestoßen hat. Das war und ist Pfingsten: Die Kirche verwandelte sich, die Türen öffneten sich damals. In den zurückliegenden Jahren durfte ich und durften viele aus uns von diesem Pfingsten zehren. Dieser Papst war ein Geschenk Gottes an seine Kirche. In ihm war Gottes Geist. In ihm wurde Pfingsten lebendig.

Ich weiß, jetzt werden viele sagen: Es reicht doch nicht, die Geschichten der Vergangenheit aufzuzählen. Wir leben heute. Und heute wirkt die Kirche doch eher mutlos, verzagt, unter Druck gekommen, ja fast depressiv. Aber auch diese Kirche hat ihre Chance. Die Chance nämlich, mit den verzagten Jüngern des Anfangs zusammen Jesus Christus zu begegnen. Eine Kirche, die sich auch heute auf diese Zusage einlässt, hat die Chance, neue Kraft zu gewinnen. Und sie weiß dann: Wir brauchen die Welt nicht aus eigener Kraft zu erneuern. Wir sind bei unserer Sendung, bei unserem Friedens- und Versöhnungsdienst nicht bloß auf das eigene Können angewiesen. Hinter uns steht der Herr.

Papst Johannes XXIII. war übrigens von der Art: Er hat nicht hinter jeder gesellschaftlichen Veränderung, hinter jeder fremden Verhaltensform gleich das Böse und Gottfeindliche gesehen. Er konnte mit einem ungeheuren Optimismus und einer wirklichen Gelassenheit auf die Zeichen und Spuren Gottes hoffen und warten.

Pfingsten 2021 – ist davon wirklich etwas zu spüren? Oder steht es nur im Kalender? Der Blick in unsere Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens sagt mir: Wir haben allen Grund, dankbar zu sein, weil der Herr auch heute immer neu in unsere Mitte tritt. Sein Lebensatem wird unter uns greifbar, sein Wirken hinterlässt Spuren – wir brauchen nur offene Augen dafür und die Bereitschaft, uns ihm angstlos zu öffnen.

Amen. Halleluja.

Gebet

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.
– Augustinus zugeschrieben  weiter -> 

Wahrheit & Gemeinschaft – Sonntagsimpuls 16.05.2021

Im einundvierzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Pfarrer Markus Diederich über das Ringen um die Wahrheit und unsere Gemeinschaft.

In vielen Fragen ringen wir um Wahrheiten – in Fragen des Klimawandels – in Fragen rund um Corona – in Fragen von Darstellung in den Medien?
Und in der Kirche ringen wir um Geltung von Antworten auf Fragen – in den Ämtern der Kirche – im kirchlichen Handeln – mit Blick darauf, welche Zukunft Glaube und Kirche haben können.
Die meisten Menschen gehen hoffentlich davon aus, dass es unterschiedliche Antworten geben könnte. Doch ich erlebe immer wieder, dass es anscheinend nur eine Antwort geben darf – dass oft nur eine Perspektive toleriert wird.
Wenn jemand davon abweicht, wird er schnell ins Abseits gestellt – frei nach dem Motto: Wenn Du eine andere Meinung hast, dann gehörst Du nicht dazu.

Doch muss die Frage nach Wahrheit zwangsläufig zu einer Abgrenzung führen? Kann Wahrheit nicht im Gegenteil sogar Grundlage für Gemeinschaft sein? Jesus betet im Evangelium nach Johannes für die Menschen, die ihm nach­folgen: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“ Denn Jesus möchte, dass wir eine Gemeinschaft sind, so wie er mit dem Vater eins – eines Willens ist.

Aufgrund der Wahrheit, dass allein der Glaube an Jesus die Rettung bedeutet, können wir zu einer Gemeinschaft wachsen. Dies ist möglich, wenn jeder und jede von uns darum bittet, dass Gott seinen Geist auf uns herab sendet. Dabei ist es entscheidend, nicht nur um diese Kraft und die Wahrheit Gottes füreinander zu bitten, sondern vor allem muss jeder und jede von uns sich dafür öffnen. Wenn ich nicht bereit bin, dass Gottes Geist an mir wirkt – wenn ich mich dagegen sperre, dann wird er mich nicht heiligen. Denn dann wehre mich selbst gegen die Wahrheit, mit der Gott mich erfüllen möchte. Doch wenn ich mich für den Heiligen Geist öffne, dann wird Gemeinschaft Gottes geschenkt.

Gott schenkt uns durch seinen Geist eine Quelle lebendigen Wassers – eine Quelle, die ein gemeinsames Leben mit Gott und miteinander möglich macht. Darum wollen wir in diesen Tagen vor Pfingsten gemeinsam bitten und uns selbst für die Kraft Gottes öffnen.

Lied O Herr, gieße Ströme (T&M: Albert Frey)

Herr, Jesus Christus, Du bist zum Vater heimgekehrt. Sende uns den Heiligen Geist, damit unser Glaube durch die Wahrheit gestärkt wird!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Singet Lob und Preis, Halleluja, Halleluja!  weiter -> 

Himmel auf – Impuls zu Christi Himmelfahrt 13.05.2021

Im vierzigsten Beitrag der Impulse spricht Vera Hofbauer-Dudziak über das, was uns glücklich macht und Gottes Spuren im Himmel.

„Wann reißt der Himmel auf, auch für mich, auch für dich? Wann reißt der Himmel auf?“, so singt die Band „Silbermond“ in ihrem Lied „Himmel auf“. Und an anderer Stelle heißt es: „Gibt es irgendwo da draußen ein bisschen Glück für mich? Irgendwo ein Tunnelende das Licht verspricht?“ Diese Suche nach Glück mit dem „Himmel“ als Sinnbild für die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte bestimmt das Leben vieler Menschen.

Die Apostel damals und auch wir Christ*innen heute haben unser Lebensglück in Jesus Christus gefunden: Er hat Worte, die über unser Alltagsgeschäft hinausweisen und zeigt uns durch seine Taten wie wir es heilsam für alle gestalten können-. Durch Tod und Auferstehung hat er einen ganz neuen Rahmen für unser Leben und Sterben gesetzt.

Jesus blieb jedoch nicht sichtbar, begreifbar unter uns, sondern „wurde (…) in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ (Mk 16,19b) – allerdings nicht, ohne ein Vermächtnis zu hinterlassen: Er versprach den Aposteln den Heiligen Geist (vgl. Apg 1,5.8) und alle, die an ihn glauben, „werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.“ (Mk 16,17b)

Solche klaren Zeichen der Allmacht Gottes erlebe ich, wenn überhaupt, zumindest nicht alltäglich. Und doch lassen sich Spuren und die Kraft seines Geistes in meinem und in Ihrem Leben entdecken – klitzeklein und gleichzeitig unfassbar groß. Für diese Spurensuche gibt es kein Patentrezept. Für mich persönlich und auch für viele andere Menschen ist das Gebet eine Hilfe dabei. Das ist eine Zeit für Gott und für mich, den Blick für das Wesentliche zu schärfen und meinen „Lebenstunnel“ vom Licht an seinem Ende ausleuchten zu lassen. Manchmal fällt mir das leichter, manchmal schwerer. Aber auch dafür lässt mich Gott immer wieder Kraft schöpfen – durch sein Wort und die Begleitung meiner Mitmenschen.

Der Himmel ist ein Geschenk Gottes – und eine Entscheidung, dieses Geschenk anzunehmen! Dafür verspricht Gott Ihnen und mir seinen Beistand: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein (…) bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8)

Ein gesegnetes Hochfest Christi Himmelfahrt wünsche ich Ihnen!

PS.: Das Lied „Himmel auf“ von Silbermond finden Sie hier zum Nachhören:

Ergänzend zum Lied gibt es ein Video der Band, in dem Menschen beschreiben, was sie glücklich macht – finde ich sehr sehenswert:

Was macht Sie glücklich? Wann reißt der Himmel in Ihrem Leben auf, sind Gottes Spuren für Sie erkennbar? Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir:  weiter -> 

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