Kategorie-Archiv: Wochenimpuls

Wochenimpuls | 19. Januar 2025 | Annemarie Nyqvist

Unverhofft

Bei diesen eisigen Temperaturen habe ich doch tatsächlich irgendwo Schal, Mütze und Handschuhe verloren. Ich ärgere mich sehr und vor allem ist mir kalt. „Zum Glück habe ich zu Hause ja Ersatz“ denke ich bibbernd und setze meinen Weg fort. Die Gedankenschleife springt an: ich überlege, wo ich meine Sachen wohl liegen lassen oder verloren habe.

Ich ziehe die Schultern zusammen, Hände in der Jackentasche, den Kopf eingezogen. Straße, Grünstreifen, Parkplatz, Supermarkt. Was ist das?

Groß war die Überraschung …

Zusammengefaltet und mit einer Schokolade obendrauf erkenne ich meine wärmenden Wintersachen neben dem Supermarkt.

 

Schmunzelnd freue mich daran: Jemand hat an mich gedacht! Unbekannt. Unverhofft. Und mit einem Geschenk on top. Meine Sachen sind zurück, die ich in dieser Kälte sofort anziehe und eine Schokolade. Lecker.

Es tut gut, so unverhofft unter dem Segen eines Fremden zu stehen. Meine Hilflosigkeit, mein Ärger und meine Kälte verwandeln sich (ohne dabei blamiert zu werden) in Wärme, Dank, Freude und Glück.

Das wünsche ich uns allen für dieses Jahr: unverhoffte Wandlungsfähigkeit zu Wärme, Dank, Freude und Glück. Auch im ganz Kleinen und mit Schokolade.

 

Annemarie Nyqvist

Krankenhausseelsorgerin im St. Adolf-Stift Reinbek  weiter -> 

Wochenimpuls | Weihnachtswoche | Diakon Stefan Mannheimer

Eine Botschaft kommt an (2024)

Kurz vor Weihnachten hatten wir Generalprobe des Krippenspiels. Mit Kostümen, Technik und allem Drum und Dran. Wie immer, zeichne ich das Spiel mit der Videokamera auf. So können die Kinder sich dann auch mal selbst beim Krippenspiel sehen, nachdem sie viele Wochen eifrig geprobt haben.

Alle sind hochkonzentriert. Die Kamera läuft, Das Krippenspiel beginnt. Alles geht gut, die Kinder können ihren Text, die Technik funktioniert, ausnahmsweise stolpert niemand über die herumliegenden Kabel. Die Szene mit den Hirten beginnt – einer der Hirten stampft mit dem Fuß auf und ruft seinen Satz: „Das ist einfach ungerecht!“
Ich muss an dieser Stelle immer etwas schmunzeln – aber heute nicht. Denn genau in diesem Moment, als gerade die Engelschar einzieht, um den Hirten die Weihnachtsbotschaft zu bringen, klingelt mein Handy.
„Das ist einfach ungerecht!“ denke ich „wieso muss gerade jetzt mein Handy klingeln? Wie konnte ich nur vergessen, es auszuschalten?“
Mühsam hole ich mein Handy aus der Tasche und schalte es aus, während ich mit der anderen Hand mühsam versuche, die Kamera gerade zu halten. Das gelingt mir nicht, die Szene gerät in Schieflage. „Das ist einfach ungerecht…“

Doch unbeirrt treten 6 Engel vor die Hirten, um ihnen die Botschaft zu bringen, die allemal wichtiger ist als die Botschaft meines Handys: „Freut Euch alle. Der Retter ist euch geboren, Christus der Herr. Das Kind liegt in einer Krippe, in einem Stall.“

Tja, damals hat kein Handy gestört. Maria konnte Ihren Freundinnen kein Foto des Kindes per Whats App schicken. Besucher kündigten sich nicht telefonisch an – Hirten und Könige kamen einfach so, weil sie die Botschaft des Engels gehört oder den Stern gesehen hatten.

Und die frohe Botschaft, dass Gott bei uns Menschen wohnen will, hat sich auch ohne Internet in der ganzen Welt verbreitet. 2000 Jahre später müssen wir wieder neu lernen, die Stimmen der Engel zu hören und die Zeichen des Himmels richtig zu deuten.

Nach der Krippenspielprobe haben wir uns mit den Kindern den Film angesehen.
Plötzlich klingelt mein Handy und ich greife an meine Hosentasche: Ach nein, das Klingeln war ja nur im Film!  weiter -> 

Wochenimpuls | 1. Advent 2024 | Diakon Jörg Kleinewiese

„Lass warm und still die Kerzen heute flammen, die du in unsere Dunkelheit gebracht.“

Wir gehen auf den Advent und auf Weihnachten zu. Die Zeit der Dunkelheit und des Lichtes. Wir sollen uns vorbereiten auf die Ankunft Jesu. Besinnlich und positiv schauen auf das, was kommt.

Das Dunkel in uns überwinden, das schaffen wir, wenn wir uns Christus zuwenden. Ihn hineinlassen in unser Herz. Bonhoeffer beschreibt das folgendermaßen:

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen
die du in unsre Dunkelheit gebracht
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.


Und dabei stellen sich folgende Fragen
Wohin führt uns unser Weg, heute, morgen und im kommenden Jahr? Welche Hindernisse liegen im Weg? Die Furcht einen alten Weg zu verlassen und eine neue Richtung einzuschlagen? Mich mit Jemandem versöhnen? Wo vertraue ich auf Gott? Wo lasse ich mich von Christus führen?
Karl Rahner drückt das so aus:

Ich bin deine Freude-
Fürchte dich also nicht,
froh zu sein!

Ich bin in deiner Not,
denn ich habe sie
selbst erlitten.

Ich bin in deinem Tod,
denn heute,
als ich geboren wurde,
begann ich mit dir zu sterben.

Ich gehe nicht mehr weg von dir.
Was immer dir geschieht,
durch welches Dunkel dein
Weg dich auch führen mag-
Glaube, dass ich da bin! 

Glaube, dass meine Liebe
unbesiegbar ist!
Dann ist auch für
Dich Weihnacht.
Dann ist auch deine Nacht
Heilige Nacht.

Dann zünde getrost die Kerzen an-
Sie haben mehr recht als alle Finsternis.

Karl Rahner SJ  weiter ->