Am Aschermittwoch ist alles vorbei – Impuls 17.02.2021
Im sechsundzwanzigsten Beitrag der Audio-Impulse spricht Peter Beckwermert, pastoraler Mitarbeiter mit dem Schwerpunkt soziale Not, über den Hochmut, unser Menschenbild und über den Gott, der uns fängt.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei… Das ist eine Liedzeile aus einem alten Karnevalsschlager. Ja, ich verbinde mit Aschermittwoch erst einmal das Ende der Karnevalszeit. Denn geboren und aufgewachsen bin ich in einer der westfälischen Karnevalshochburgen. Auch wenn ich nicht immer sooo derbe mitgefeiert habe, Rosenmontag war Feiertag: schul- und arbeitsfrei, Rosenmontagsumzug, Karneval auf den Straßen und in allen Kneipen!
Karneval – das bedeutet Abschied vom Fleisch, nochmal so richtig über die Strenge schlage, bevor die Fastenzeit beginnt.
In diesem Jahr ist alles anders: nicht über die Strenge schlagen, keine Karnevalsfeier. Auch Kino, Essen gehen, Shoppen war in den vergangenen Wochen nicht möglich. Genug gefastet in den vergangenen Monaten! Von Verzicht hab‘ ich erst einmal die Nase voll. Doch die Pandemie ist noch immer da! Schade! An Aschermittwoch ist doch nicht alles vorbei.
Jetzt beginnt die Fastenzeit: Sieben Wochen ohne. Nein, ich will nicht schon wieder OHNE! Ich will mich gerne mal wieder frei fühlen dürfen. In den folgenden Wochen will ich die Zeit nutzen: für mich, für Gott, für Gott in mir…
Was ich machen will, was ich mir fest vorgenommen habe, was nach meiner Meinung auch das Wichtigste an der Fastenzeit ist: meine Zeit neu einteilen, Platz schaffen für die Beziehungspflege zu mir selbst und vor allem für die Beziehungspflege zu Gott!
Aschermittwoch ist nicht nur der Startschuss für die Fastenzeit.
Nein, am Aschermittwoch werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich aus Staub bin und wieder zu Staub werde. Ich – Mensch – Krone der Schöpfung? Doch nur Staub und vergänglich!
Die Warnung an Aschermittwoch ist: „Hochmut kommt vor dem Fall!“
Das könnte der Gedanke sein, der mir helfen kann, meine Beziehung zu Gott – meinem Schöpfer und dem Schöpfer der Welt wieder neu zu pflegen: nicht weiter diese göttliche Schöpfung mit Füßen treten, behandeln, als wäre sie meine. Es ist nicht meine Schöpfung! Ich habe kein Urheberrecht darauf und kein Eigentumsrecht daran.
Wie kann ich eine gute Beziehung zu jemanden haben, dessen Werke ich so geringschätze?
Aber wir Menschen gehen mit der Erde um, als hätten wir noch eine zweite oder dritte auf Vorrat…
Und unsere Sünde ist, dass wir bei diesem Satz, bei diesem WIR zuerst all die anderen meinen!
Nehmen Sie sich doch mal Zeit in den nächsten sieben Wochen, bis Ostern ihre Hochachtung für Gottes wunderbare Schöpfung zu trainieren. Beim Beobachten der Krokusse auf der Verkehrsinsel oder der Sonnenstrahlen zwischen den Wolken, der Doku im Fernsehen, der spielenden Kinder… Hochachtung für Gottes wunderbare Schöpfung!
Augen und Ohren auf – voller Dankbarkeit für den, der es geschaffen hat!
Für den, der uns nach Hochmut und Fall auffängt und in seinen Händen hält.