Sehnsucht nach Gemeinschaft – Sonntagsimpuls 11.10.2020

Im fünften Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Krankenhausseelsorgerin Tina Maria Reisiger über die Sehnsucht nach Gemeinschaft.

 

 

Mussten Sie auch in diesem Jahr auf so manche Einladung verzichten? Eine Feier wegen Corona absagen oder verschieben? Wir alle müssen aufgrund der Pandemie Zusammensein und Gemeinschaft vielfach verschieben. Bei mir wächst die Sehnsucht, mit mir lieben Menschen wieder zusammenzukommen, die Sehnsucht zu feiern, zu singen und zu tanzen. Die Sehnsucht, dass alles wieder in Ordnung kommt… Diese Sehnsucht ist uralt und war auch den Menschen der Bibel mehr als vertraut. „So wird es einmal sein“, verspricht uns der Prophet Jesaja in der Lesung des heutigen Sonntags. Gott selbst wird ein großes Fest für alle Völker geben – und das klingt wirklich wunderbar! In der Lesung heißt es:

(Gott) wird für alle Völker ein Festmahl geben
mit den feinsten Speisen,
ein Gelage mit erlesenen Weinen,
mit den feinsten, fetten Speisen,
mit erlesenen, reinen Weinen.
Er hat den Tod für immer verschlungen
und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen.

Alle Völker, keiner ist ausgeschlossen, es gibt ein riesiges Festmahl mit den feinsten Speisen und den erlesensten Weinen. Leben in Fülle für alle! Und das Beste: „Gott wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen“ und selbst den Tod gibt es nicht mehr. Was für eine wunderbare Aussicht in dieser bedrückenden Zeit! Als Glaubende leben wir von dieser Hoffnung. Und wissen gleichzeitig, dass es noch nicht so ist. Und auch wenn der Himmel noch auf sich warten lässt, so erleben wir doch jeden Tag kleine Ausschnitte davon: Wenn wir gut miteinander reden können, wenn wir einen anderen Menschen einladen, wenn wir füreinander da sind, wenn uns ein Essen schmeckt, wenn uns jemand unsere Träne aus dem Gesicht wischt. Die Sehnsucht nach Himmel, nach dem großen Fest, nach Gemeinschaft und Feiern wächst. Was im Großen jetzt noch nicht möglich ist, können wir jeden Tag im Kleinen leben: wenn wir das Leben teilen, das uns Gegebene genießen, wenn wir einander trösten. Wenn wir uns gegenseitig daran erinnern, dass das Leben heute noch nicht alles ist, dass noch etwas kommt. Dass wir von Gott noch etwas erwarten dürfen: und zwar nicht weniger als ein Leben in Fülle, ein Festmahl für alle Völker!