Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet – Sonntagsimpuls zum 1. Fastensonntag

Herzlich willkommen zum Sonntagsimpuls der Pfarrei Heilige Elisabeth, heute von Kordula Petrausch.

Am letzten Sonntag, auf der außerordentlichen Sitzung des Bundestages, erwähnte ein Abgeordneter, dass sie mit einer kleinen Gruppe morgens zuerst gebetet haben. Das blieb mir hängen. Ich war froh zu hören, dass es unter unseren Abgeordneten noch Beter gibt, die sich in einer Notlage zuerst Gott zuwenden und ihn um Hilfe bitten.

Um die Entscheidung, sich Gott anzuvertrauen, gerade in Zeiten der Konfrontation mit den Kräften, die dem Guten widersprechenden, geht es heute im Evangelium. Jesus wird nach seiner Taufe vom Heiligen Geist in der Wüste herumgeführt. Die Wüste ist ein Ort des Zu-sich-selbst-Kommens, ein Ort der Reifung, aber auch ein Ort der Gotteserfahrung. Dort begegnet Jesus dem Teufel. 40 Tage hatte Jesus gefastet und nun hatte er Hunger. Eine Situation, die der Teufel liebt. Gern nutzt er unsere Schwachstellen, um uns zu verführen. Er fordert den hungrigen Jesus heraus, seine Macht als Gottes Sohn zu zeigen und zu seinem eigenen Nutzen „Stein zu Brot“ zu machen. Doch Jesus geht auf diese Herausforderung nicht ein. Er belehrt stattdessen den Teufel, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern vom Wort Gottes, das ihm Lebensspeise ist. Mit der zweiten Versuchung führt der Teufel Jesus hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.

Lässt Jesus sich hier wirklich auf die Führung des Teufels ein und geht mit?

In jeder Geistlichen Begleitung würde ich einem Menschen davon abraten, denn das ist ja schon der erste Schritt der Verführung. Es ist wirklich zu bedenken, wem ich die Führung über mein Leben überlasse. Zuerst, so hieß es, führte der Heilige Geist Jesus in der Wüste umher. Und nun ist es der Teufel, mit dem er geht?

Und schon kommt das Nächste. Der Teufel behauptet, dass all die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche ihm überlassen sind und er sie geben kann, wem immer er will. Das hört sich für mich wie prahlen an. Ganz schön überheblich, dieser „Diabolos“, dieser Satan! Und natürlich hat das Ganze einen Haken im „Kleingedruckten“: …wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, dann wird es dir gehören.

An dieser Stelle drängt sich mir die Frage auf: Hat sich Wladimir Putin vielleicht vom Teufel auf diese Art verführen lassen? Hat er sich vor ihm niedergeworfen und sich seiner Führung anvertraut? Wollte er seine Selbstwirksamkeit erfahren und selbst bestimmen können?

Jesus verwehrt sich scharf gegen diesen Herrschaftsanspruch und kontert: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“

Nun, alle guten Dinge sind 3, so heißt es. Ein drittes Mal setzt der Teufel an, Jesus zu versuchen.  Dieses Mal steht die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift auf dem Spiel. Jesus soll sich, wenn er Gottes Sohn ist, vom Jerusalemer Tempel hinabstürzen, damit ihn die Engel auf Händen tragen können und ihn behüten, so wie es in der Schrift steht. Doch Jesus erwidert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“ Jesus lehnt klar ab, Gott zu testen und seine Zusage von Schutz, zu überprüfen. Jesus vertraut Gottes Zusage und macht sich fest in der umfassenden Liebe Gottes. Keinen Zweifel lässt er aufkommen. Test mit Bravour bestanden, würde ich sagen!

Und so scheitert der Teufel an Jesus, weil er eine klare Linie aufzeigt. Jesus ist vom Heiligen Geist erfüllt und bereit für seine Sendung.  Und so lässt der Teufel vorerst von ihm ab.

Dieser erste Fastensonntag läutet mit den 3 Versuchungen die Vorbereitungszeit auf Ostern ein. Und so möchte ich Ihnen das Wort Jesu mit auf den Weg geben, das er Gründonnerstag auf dem Ölberg zu seinen Freunden sprach:

„Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet, der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber schwach.“ (Mk 14,38)