Geistlicher Impuls zum Aschermittwoch am 2. März 2022

Herzlich willkommen zum geistlichen Impuls am Aschermittwoch! Ich heiße Jürgen Wätjer und arbeite als Pastor in der Pfarrei Heilige Elisabeth.

Die Ordensschwester Edith Stein wurde 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet und 1998 heiliggesprochen. Sie ist Patronin unserer Kirche und Gemeinde in Nettelnburg. Die Karmelitin schrieb einmal: »Du sollst sein wie ein Fenster, durch das Gottes Liebe in die Welt leuchten will. Die Scheibe darf nicht stumpf oder schmutzig sein, sonst verhinderst du das Leuchten in der Welt.«

Jesu Wort aus dem Evangelium: »Wasche beim Fasten dein Gesicht« lässt mich an diesen Ausspruch von Edith Stein denken. Die Fensterscheiben des Herzens zu reinigen, setzt noch viel tiefer an. Dafür ist besonders die Fastenzeit, die Zeit der Umkehr, geeignet. Das ist wie bei einer verschmutzten Fensterscheibe: Wenn ein Sonnenstrahl auf sie fällt, wird es dahinter zwar heller, aber die mögliche Leuchtkraft ist doch durch die Schmutzschicht auf der Scheibe stark beeinträchtigt. Wir sagen: Eine solche Fensterscheibe ist blind.

Aschermittwoch, der Beginn der Österlichen Bußzeit, möchte die Fensterscheiben unseres Herzens wieder klarer machen! Drei verschiedene Putzmittel sorgen für blanke Scheiben!

Das erste »Putzmittel: das Fasten. Zunächst die Sprühflasche mit einem Fensterreiniger. Den möchte ich das Fasten nennen, also uns bewusst enthalten von zu viel Essen, zuviel Computer oder Fernsehen, zu viel Aktion. Wenn wir uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren, entfernen wir die Fettschichten auf unserem Herzensfenster. Auswählen: Weniger ist mehr!

Das zweite »Putzmittel«: Almosen geben Das zweite Putzmittel ist wie grobes Tuch zum Sauberwischen. Wenn ich nicht ständig »immer mehr« haben will, wenn ich anspruchsloser lebe, wenn es mich traurig macht, dass wir zu viel und andere viel zu wenig zum Leben haben, dann kann ich leichter teilen und »Almosen« geben – wie man das früher nannte.

Am 5. Fastensonntag gibt es wieder in allen katholischen Kirchen die MISEREOR-Fastenaktion für Kinder und Erwachsene. Das große Hungertuch in manchen Kirchen wird uns in den nächsten Wochen darauf vorbereiten. Wenn ich teile, nimmt mein aufgeplustertes Ich ab. Ich sehe wieder deutlicher, was um mich herum geschieht. Ja, ich sehe jetzt schon klarer.

Das dritte Putzmittel steht für das Feine, fast Unsichtbare, das den Schmutz von den Scheiben unseres Herzens ganz beseitigen kann. Das ist das Gebet. Schmutz hindert uns am Durchblick zu Gott, von dem wir ja zunächst. Sonnenstrahlen aufnehmen, um sie dann weiterzugeben. Beim Beten wächst mein Vertrauen auf die Nähe und Hilfe Gottes und ich bekomme zusätzliche Kraft zum Leuchten.

Der heutige Aschermittwoch legt uns drei geistliche „Putzmittel“ ans Herz: Fasten, Spenden, Gebet. – Wie schrieb Edith Stein? »Du sollst wie ein Fenster sein, durch das Gottes Liebe in die Welt hineinleuchten will!«

Amen.