Dem Ende entgegen – Sonntagsimpuls 22.11.2020

Im elften Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Pastoralassistentin Vera Hofbauer-Dudziak über das Ende, unsere Endlichkeit und unsere Verantwortung.

Wir gehen dem Ende entgegen! Aber welchem Ende? Hoffentlich dem Ende der Coronapandemie – ganz aktuell aber auch dem Ende des Kirchenjahres, das wir mit dem heutigen Christkönigssonntag feiern. Mit diesem Hochfest erinnern wir uns an die Ankündigung Jesu, als „König der Welt“, am Ende der Zeit wiederzukommen und einen neuen Himmel und eine neue Erde aufzubauen. Von dieser Situation erzählt auch das heutige Evangelium mit dem Weltgericht. Dabei weiß Christus schon von vornherein, wie die Menschen gelebt und gehandelt haben – als Hirte kennt er schließlich seine Schafe, wie es in der 1. Lesung aus dem Buch Ezechiel eindrücklich beschrieben ist. Interessant finde ich dabei, dass weder den „Gerechten“, noch den „Verfluchten“ bewusst ist, was sie getan haben:

Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben?
Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben?
Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
(Mt 25, 37-39)

Auch wenn wir Menschen immer wieder so tun, als ob wir den Durchblick hätten, so sind wir doch begrenzt. Wir sind eben nicht Gott und können nicht alles überschauen. Daran erinnert uns diese Szene, wenn Gott den Menschen vor Augen führt, was sie ihren Mitmenschen – und damit ihm – an Gutem getan haben, was ihnen gelungen ist – und was nicht. Dieses Eingestehen all unserer Fehler, das stell ich mir schmerzhaft vor, ein bisschen wie durch die Hölle zu gehen.

Müssen wir deshalb Angst haben, am Ende unseres Lebens, am Ende der Welt vor Gott zu stehen? Ich denke nicht, dass das die Absicht dieses Evangeliums ist. Ich denke, dass es uns wachrütteln möchte – ähnlich wie eine Sporttrainerin mit dem nächsten Wettkampf vor Augen oder ein Hirte, der sich um das Wohl seiner Herde sorgt.

Was heißt das für uns in einer Zeit, in der Selbstschutz gleichzeitig auch Schutz des Nächsten ist, in der nicht nur Krankenbesuche, sondern auch viele andere Formen tätiger Nächstenliebe nicht möglich sind?

Es ist nicht egal, wie wir leben, wie wir auch in dieser Zeit unseren Mitmenschen – mit Abstand – begegnen, ob sich unsere Welt nur um uns selbst oder auch noch um andere dreht.
Es ist auch in dieser Situation nicht egal, in welchem Zustand wir die Erde unseren Kindern und EnkelInnen hinterlassen und ob wir auch anderen Menschen den Wohlstand vergönnen, den wir genießen dürfen.
Es ist nicht egal, ob wir unsere Hände in den Schoß legen oder kreativ nach neuen Möglichkeiten suchen, um an einer besseren Welt, am Reich Gottes schon vor dem Wiederkommen Christi mitzubauen.
Dafür segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.