Talente in uns – Sonntagsimpuls 15.11.2020

Im zehnten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Gemeindereferentin Kordula Petrausch über Talente und Fähigkeiten in der Gemeinschaft.

An diesem Wochenende benutzt der Apostel Paulus in der zweiten Lesung an die Thessalonicher das Bild von einer schwangeren Frau. Sie weiß nicht genau, wann die Wehen zur Geburt einsetzen. Dieses Bild spricht mich als zweifache Mutter natürlich an. Ich weiß noch sehr gut, wie die Tasche gepackt im Eingang der Wohnung stand – bereit für die Abfahrt ins Krankenhaus. Es war eine wachsame Zeit – voller Erwartung! Und dann: Es kam unser erstes Kind zur Welt. Er kam viel eher als erwartet, doch die Freude nach der geschafften Geburt war übergroß! Mein Mann und ich nannten unseren Sohn Matthias – das heißt Geschenk Gottes. Ja – auf diese Weise bedankten wir uns bei Gott für das kleine Menschenkind, das er uns anvertraut hat.

Auf was aber warten die Thessalonicher in der Lesung? Sie warten auf den Herrn: auf Jesus Christus. Denn er hat seinen Jüngern zugesagt, wieder zu kommen. So erwarten sie diesen besonderen Tag, an dem ER wiederkommt. Darum ruft Paulus seine Gemeinde auch zur Wachsamkeit. Weil auch er nicht genau weiß, wann der Herr wiederkommt.

Von diesem Tag der Wiederkehr erzählt uns Jesus auch im Evangelium. Er verpackt es in ein Gleichnis vom Himmelreich. Er erzählt von einem Mann, der auf Reisen geht. Dieser vertraut sein Vermögen sein Dienern an – jedem so viel, wie er verwalten kann. Dem einen fünf Talente Silbergeld, dem anderen zwei, wieder einem anderen nur eines. Sicher wollte der Mann, der seine Diener kannte, sie nicht überfordern, denn er erwartete schon von ihnen, dass sie mit dem Geld arbeiten und es vermehren bis er wiederkommt. Es geht also um die Zeit des Wartens, die Zeit bis zur Wiederkehr. Vielleicht vergleichbar mit der Zeit der Schwangerschaft. Ein Kind wächst im Mutterleib heran. Auch wir wachsen in unserem Menschsein heran.

Uns sind Fähigkeiten – Talente anvertraut, ja sozusagen in die Wiege gelegt worden. Und wir dürfen unsere Talente im Leben entdecken. Jedem von uns sind in der Gemeinde – in der Pfarrei – andere Talente gegeben! Der Gemeinde in Korinth lehrt Paulus übrigens zu dieser geschenkten Vielfalt der Geistesgaben: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie Anderen nützt!“

Denken wir also einmal darüber nach, welche Geistesgaben wir von Gott, unserem Schöpfer, erhalten haben. Setzte ich diese Gaben/ Talente auch ein? Habe ich sie schon ausgebaut, vermehrt und damit der Gemeinschaft gedient? Also: Ich glaube fest daran – wie auch der Apostel Paulus es verkündete – dass einer christlichen Gemeinde alle Fähigkeiten gegeben sind, die gebaucht werden für ein lebendiges Gemeindeleben. Woran liegt es, dass unsere Gemeinden so wenig lebendig sind? Dass es an so Vielem fehlt? Setzten wir unsere Talente wirklich schon genug ein? Und: Haben wir keine Angst, dass wir Fehler machen. Wenn wir unsere Talente einbringen, sie weiterentwickeln, damit das Gute in der Gemeinschaft wächst, dann haben wir unser Bestes gegeben! Aus Fehlern lernen wir oft am meisten und unser Gott ist barmherzig! Schlimm ist nur, wenn wir nichts tun – darum lobt die erste Lesung auch die tüchtige Frau, die unentwegt anpackt und sich nicht bei äußeren Werten wie der Schönheit und Anmut aufhält. Sie öffnet ihre Hand für die Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen.

Seid also wachsam! Das ist die Botschaft dieses Wochenendes! Vermehrt Eure Fähigkeiten – in dem Ihr sie einsetzt für Andere. Und wenn der Tag kommt, der Tag – an dem wir die Neue Welt erblicken und Jesus uns entgegenkommt, dann lasst uns Gott die gewonnenen Fähigkeiten bringen und ihm so die Ehre erweisen.

Und so erbitten wir den Segen für all unser Tun:
vom Vater – vom Sohn – und vom Hl. Geist.
Amen.