Bibel-Impuls zum Fest der Heiligen Familie

Die zweite Lesung am Fest der Heiligen Familie ist dem Brief an die christliche Gemeinde in Kolossä, einer antiken Stadt nahe der Westküste Kleinasiens (heutige Türkei) entnommen (Kol 3, 12-23). Ich wähle daraus die ersten Verse (12 bis 16):

Bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld!
Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist!
Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen!

Revidierte Einheitsübersetzung 2016

„Bekleidet euch!“ – „ertragt!“ – „vergebt!“ – „belehrt!“ – „ermahnt!“ – „singt!“ und „seid dankbar!“ – eine Reihe von Imperativen fordern uns auf, so miteinander umzugehen, dass „der Friede Christi mit seinem ganzen Reichtum triumphiere“ in unseren Herzen.

Das klingt einfach – und ist doch im Alltag nicht immer leicht. Egal, ob in der Familie, in der Gemeinde, in der Schule, in der Firma…: damit Frieden möglich wird, braucht es bestimmte Haltungen: Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld. Und nicht immer ruhe ich in diesen Haltungen. Manchmal können auch mir die Nerven durchgehen, reißt der Geduldsfaden. Ich möchte nicht immer nur demütig und milde sein; man muss auch mal auf den Tisch hauen… Mal sind Kompromisse gefragt, dann wieder aber auch Widerspruch und Widerstand! Streiten ist nicht immer böse; manchmal muss um das richtige Ziel und den entsprechenden Weg dorthin gestritten werden. Aber immer mit fairen Mitteln! Dann kann uns auch Streiten verbinden.

Entscheidend ist die Perspektive: will ich zum Frieden gelangen – oder will ich Krieg?  Psalm 34 weist mir die Richtung: „Suche den Frieden und jage ihm nach!“ Da steht nicht: „Ziehe dich in einen Schutzraum zurück, dass du es friedlich hast“. Nein „suche“ und „jage“ – was für dynamische Verben im Zusammenhang mit „Frieden finden“!

Wie kann für mich im neuen Jahr die Suche nach dem Frieden Christi aussehen? Wo fängt sie an? Und wie wird sie mich verändern? Wohin wird sie mich führen?

Mit herzlichen Grüßen zum neuen Jahr,
Helmut Röhrbein-Viehoff