Bibel-Impuls zum 2. Adventssonntag 2021
In der ersten Lesung am kommenden 2. Adventssonntag (Bar 5, 1-9) wird Jerusalem direkt angesprochen:
Zieh dein Trauerkleid aus, Jerusalem, und leg an das herrliche Festgewand, das Gott dir auf ewig verleiht!
Zieh an den kostbaren Mantel der Gerechtigkeit Gottes, und setze die Krone der Herrlichkeit des Ewigen auf dein Haupt!
Gott wird allem, was unter dem Himmel ist, deinen Glanz offenbaren, denn dein Name wird von Gott genannt werden für alle Zeit: »Friede der Gerechtigkeit; Herrlichkeit der Gottesfurcht«.
Bar 5, 1-4, revidierte Einheitsübersetzung 2016
Jerusalem, die heilige Stadt Gottes, wird in der Bibel weiblich gedacht. Sie wird bejubelt als „Tochter Zion“, als Jungfrau, Mutter, Gemahlin; sie wird betrauert als Witwe, Verlassene, Gebeugte; sie wird geehrt als Königin und Erwählte. Im Abschnitt aus dem Buch Baruch, einem der ganz späten alttestamentlichen Bücher, welches nur auf Griechisch überliefert worden ist, wird die Stadt uns als wunderschön vor Augen gestellt. Sie erstrahlt in göttlichem Glanz, und dieser Glanz strahlt aus in alle Welt.
Wenn dieser Text uns vorgelegt wird, dann nicht, um uns über das damalige oder heutige Jerusalem zu informieren – auch wenn die „Skyline“ Jerusalems damals wie heute ziemlich eindrucksvoll ist. Sondern es geht darum, uns Heutige hineinzuziehen in diese Stadt und ihre „Leuchtturm-Funktion“: auch wir sollen das Festgewand, den Mantel der Gerechtigkeit und die Krone der Herrlichkeit tragen. So groß denkt Gott von uns, dass er auch uns ganz schön haben will.
Das gilt für jede(n) Einzelne(n) von uns – aber mehr noch für uns alle zusammen: für die Kirche als die neue, internationale Gesellschaft, die als Gottes „Leuchtturm-Projekt“ in Zeit und Ewigkeit die Menschen sammelt. Und die zu einem Ort des Friedens, der Gerechtigkeit und Gottesfurcht werden soll, damit Menschen aus allen Himmelsrichtungen sich daran orientieren können.
Als eine solche Gottesstadt darf die Kirche hineinwirken in die Welt – in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, in den Alltag der Stadt Hamburg.
Ich frage mich:
- was kann ich beitragen, dass meine Kirche (wieder) diese Rolle spielt?
- Wie kann ich mich „schön“ machen, damit Menschen aufmerksam werden für den himmlischen Glanz?
- Was möge Gott mir geben, damit mein Leben durchscheinend wird für Seine Herrlichkeit?
Herzliche Adventsgrüße, Helmut Röhrbein-Viehoff