Bibel-Impuls zum 3. Adventssonntag 2021
Die 2. Lesung am dritten Adventssonntag ist, ebenso wie schon am vorigen Sonntag, dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper entnommen (Phil 4, 4-7). Ich füge den ersten Vers von Kapitel 4 hinzu:
Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte! (…)
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Die Gemeinde von Philippi in Mazedonien, die Paulus bei seiner zweiten Missionsreise um das Jahr 50 gründete, war die erste auf europäischem Boden (vgl. Apg 16, 11-15). Sie wuchs ihm besonders ans Herz; nur von ihr ließ er sich unterstützen, auch finanziell. An die Philipper schrieb Paulus um 55 aus dem Gefängnis, wahrscheinlich in Ephesus, in Erwartung seines baldmöglichen Todes.
Dennoch ist dieser Brief von Inhalt und Tonfall der fröhlichste und freundlichste, den Paulus je geschrieben hat. Das merkt man schon an der Anrede, mit welcher das 4. Kapitel beginnt: „geliebte Brüder und Schwester, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz…“. Ob man uns ebenso anreden möchte?
Und dann die doppelte Aufforderung: „Freut euch!“ Dieser 3. Adventssonntag trägt den lateinischen Namen „Gaudete“. Und die liturgische Farbe „rosa“, die an diesem 3. Advents-sonntag möglich ist und das dunkle „violett“ der Adventszeit aufhellt, weist uns darauf hin, dass die Ankunft Gottes in unserem Leben unmittelbar bevorsteht.
Daher schreibt Paulus weiter: „Der Herr ist nahe!“ „Dominus prope“ – das war der Wahlspruch von Bischof Ludwig Averkamp, als er 1995 seinen Dienst für das neue Erzbistum Hamburg übernahm.
Sodann die Aufforderung, die Sorgen beiseite zu lassen und unsere Anliegen in jeglicher Situation vor Gott zu bringen – nicht nur bittend, sondern auch dankend. Denn aus der Haltung der Dankbarkeit heraus verändert sich auch unser Bitten; es wird geduldiger, weniger fordernd, offener.
Und wir finden zum Frieden, den die Engel an Weihnachten verkünden werden. Es ist ein (äußerer und innerer) Friede, der alle unsere Vorstellungen, wie Friede machbar wäre, übersteigt. Es ist Gottes Friede.
Mit diesem Wunsch wird übrigens regelmäßig im evangelischen Gottesdienst häufig die Predigt abgeschlossen: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn!“ Schade eigentlich, dass wir Katholiken in unserer Liturgie diesen Zuspruch nur so selten hören!
Herzliche Adventsgrüße!
Helmut Röhrbein-Viehoff