Gottes Liebe wirkt durch mich – Sonntagsimpuls zum 20. Februar 2022

Den Sonntagsimpuls der Pfarrei Heilige Elisabeth spricht heute Diakon Jörg Kleinewiese.

Liebe Schwestern und Brüder, ich begrüße Sie herzlich zum heutigen Impuls zum 7. Sonntag im Jahreskreis. Ich bin Diakon Jörg Kleinewiese von der Pfarrei Heilige Elisabeth.

Wie real ist Gott? Wie real ist er in meinem Leben? Diese Fragen sind oft, wenn überhaupt nur schwer zu beantworten. Im Wort Glaube steckt ja schon eine gewisse Unsicherheit. Wenn ich glaube, dann weiß ich nicht und kann auch nicht sagen, ich habe Gott gesehen. Kann nicht sagen, wenn ich ihn rufe, dann kommt er zu mir und ich kann mit ihm so real reden, wie wir es als Menschen untereinander tun.

Es kann bedeuten, ich habe etwas gespürt, das ich aber eben nicht beweisen kann. So wie zum Beispiel die Liebe. Die Liebe zu den Eltern ist uns in die Geburt natürlicherweise mitgegeben. Es ist eine natürliche Bindung. Ich spüre, dass da etwas ist, das über das Normale hinausgeht. Eltern und Kinder sind immer füreinander da. Aber in Worte fassen kann man das kaum. Oder wenn ich einen Partner liebe, dann gibt es da ein Gefühl, etwas das ich spüre aber nur umschreiben kann. Dann mag ich immer nur bei dem anderen sein, will gut zu ihm sein. Dann zeigt sich die Liebe in Zeichen und Gefühlen. Ich glaube, dass der andere mich liebt, ja spüre es vielleicht. Und die Zeichen sind Aufmerksamkeiten, Blicke, Zärtlichkeiten, Bindung.

Im Gottesdienst glauben wir, dass Gott in der Eucharistie direkt gegenwärtig ist. Das gewandelte Brot wird vom Wesen her zu ihm. Wir nehmen ihn auf und er durchdringt uns, durchdringt unsere Seele. Aber das Ganze wirkt nur dann wirklich, wenn es auf unsere Liebe trifft. Wir müssen ihn aktiv annehmen. Eine richtige Liebe wirkt nur dann, wenn zwei Menschen einander lieben. Die Liebe Gottes bedarf unserer Liebe zu ihm. Und so wird dann die Eucharistische Liebe zu einer großen Liebesbeziehung zwischen Gott und mir.

Das Zeichen dafür ist die Liebe, die ich anderen Menschen entgegenbringe. Denn nur wenn ich die anderen liebe, habe ich verstanden worum es Gott geht. Im Evangelium heißt es: „Segnet die, die Euch verfluchen, betet für die die Euch beschimpfen und gebt alles was ihr habt, wenn ein Mensch in Not Euch braucht.“ Das sind die Zeichen der Liebe. Gott geht an niemandem von uns vorbei, der ihn bittet. Vielleicht nicht er in Person. Aber im Anderen begegnet er uns ja. Wenn uns jemand bittet, dann bittet uns Gott. Und er sagt auch gebt jedem, der Euch bittet. Der Arme, den wir in seiner Not belassen ist einer, dem wir keine Liebe zeigen. Solange Menschen in Not sind und ich nicht alles tue um ihnen zu helfen, zeige ich nicht wirklich Liebe, so wie Gott es meint.

Oft helfen wir denen, die wir kennen. Zu denen wir eine Beziehung haben, die auch uns lieben. Aber Jesus sagt: Wenn ihr die liebt die Euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Doch wir sollen besonders die lieben, die uns ärgern. Vielleicht den Geflüchteten, von dem wir glauben, dass er nur gekommen ist, um uns auszunutzen. Vielleicht den Obdachlosen von dem wir glauben, dass er sowieso nicht arbeiten will.

Und wie schnell kann man unschuldig in Not geraten. Job verloren, Krebs, der Partner weg, Wohnung weg – und plötzlich auf der Straße. Und wenn wir selbst in so einer Situation sind und jemanden brauchen, wie froh wären wir, wenn wir diese Hilfe bekämen. Ohne große Aufmerksamkeit. Im Stillen. An die Hand genommen, Obdach gegeben, Hilfestellung Arbeit zu finden, Rat und Tat, ohne, dass es jemand merkt. Im Evangelium heißt es: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen!“

Nicht verurteilen: Die Flüchtlinge zurückschicken, die Obdachlosen liegen lassen, an den Traurigen vorbeigehen. Wenn wir das tun, werden wir entsprechend verurteilt. Wir, die Unbarmherzigen, die die keine Liebe für die Notleidenden haben sondern nur für unsere Leute. Die lieber Sicherheit auf dem Konto haben, als das, was wir im Überfluss haben, für die Armen dieser Welt zu geben. Lieber in den Urlaub fahren als unsere Zeit für die Notleidenden aufzuwenden. Das Maß mit dem wir messen wird auch an uns angelegt. Dann ist Gott in unserem Leben nicht sehr präsent. Auch wenn wir beten und in die Kirche gehen. Auch wenn wir Gutes tun, denen, die wir lieben.

Aber wenn ich Gott in mir präsent werden lasse, in der Eucharistie, in meinem Leben, indem ich für die Menschen in Not und die Unangenehmen, die Ausgestoßenen und die Leidenden lebe, dann wird Gott sehr präsent. Im Anderen, durch den mir Gott begegnet und schließlich in mir, denn dann begegnet dem Anderen durch mich der liebende Gott.