Zum Fest der Heiligen Familie – Sonntagsimpuls 27.12.2020

Im siebzehnten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Pastoralassistentin Vera Hofbauer-Dudziak über Familien, über die Eltern Jesu und die „Heilige Familie“.

„Familie ist eine herausfordernde Collage aus vielen unterschiedlichen Wirklichkeiten voller Freuden, Dramen und Träume,“ schreibt Papst Franziskus (Amoris Laetita 57). In einer Weihnachtszeit, in der es nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, die Familienmitglieder außerhalb des eigenen Haushaltes zu treffen, lohnt sich am Fest der Heiligen Familie ein Blick auf das je eigene Bild von Familie. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort „Familie“ hören? Und was verstehen Sie unter der „Heiligen Familie“?

Über die Heilige Familie lässt sich Vieles sagen – eines ist jedoch sicher: Sie hat von Anfang an nicht ins Schema gepasst. Sie war nie eine Familie, von der die Leute damals gesagt hätten: „Das gehört sich so.“

Maria hätte nach damaligem Gesetz für ihre uneheliche Schwangerschaft gesteinigt werden können. Selbst Josef, der im Matthäusevangelium als „gerecht“ bezeichnet wird, hätte sich ohne Engelsbotschaft – völlig verständlich – von ihr getrennt (Mt 1,19f). So aber, kümmert er sich aufopfernd um seine Verlobte und seinen Stiefsohn – von der Sorge um einen sicheren Platz für die Geburt in Bethlehem, bei der Flucht nach Ägypten und weit darüber hinaus.

Natürlich könnten wir jetzt mit Blick auf Maria und Josef sagen: Diese Anstrengungen waren ja für den Sohn Gottes und nicht für irgendein Kind. Für mich schmälert dieser Gedanke die Hingabe Marias & Josefs keinesfalls. Schließlich hat ihnen ihr JA zum Willen Gottes viele Gefahren und Sorgen beschert, nicht zuletzt für Maria, den eigenen Sohn sterben sehen zu müssen.

Und umgekehrt gefragt: Hat nicht jedes (Stief-)Kind diese Fürsorge verdient? Dabei denke ich an viele Kinder ohne Familie und an ungewollte Kinder. Sie alle hätten eine Maria und einen Josef verdient, die bedingungslos JA zu ihnen sagen können. Diese Marias und Josefs gibt es auch: in unzähligen Familien, Patchworkfamilien, in vielen Betreuungseinrichtungen, in Adoptiv- und Pflegefamilien, in Großfamilien, …

Und es gibt auch die Simeons und Hannas (Lk 2, 22-40). Simeon und Hanna sind zwei betagte, alleinstehende Menschen in Jerusalem. Sie begegnen uns im heutigen Evangelium und haben schon viel erlebt. Hanna wird sogar als Prophetin bezeichnet. Beide erkennen in dem kleinen Jesus den Sohn Gottes und loben und preisen Gott dafür. Das zeigt von einer großen Achtsamkeit – schließlich kamen tagtäglich unzählige Menschen in den Tempel in Jerusalem.

Vielleicht kennen auch Sie diese Simeons und Hannas: Menschen, die sich liebevoll um Familienmitglieder kümmern, die für Kinder in ihrer Umgebung ungeachtet des Verwandtschaftsgrades da sind, die mit viel Hingabe in Kitas und Schulen arbeiten, die es verstehen, ihre von Sorgen geplagten Mitmenschen mit Worten und Taten wiederaufzurichten.

Vielleicht sind auch Sie eine oder einer von ihnen – eine Maria oder ein Josef, ein Simeon oder eine Hanna – oder Sie können in Zukunft auf Ihre je eigene Weise Licht sein für die Menschen in Ihrer Umgebung! Für diese große Aufgabe – auch im neuen Jahr – wünsche ich Ihnen Kraft und Segen!