Steh-auf-Regel zu Ostern?
Seit zwei Jahren gibt es bei unseren Gottesdiensten Menschen, die uns freundlich in die Kirche einlassen und darauf achten, dass sich alle an die aktuellen Coronaregeln halten. Gott sei Dank haben sich immer Frauen und Männer dafür gefunden, so dass kein Gottesdienst ausfallen musste. Manche haben aus diesem Dienst eine Leidenschaft gemacht und kennen fast alle regelmäßigen Gottesdienstbesucher (sogar beim Namen!), so dass sie auf neue Gesichter noch offener zugehen können. Manche haben dabei aber auch den Frust derjenigen abbekommen, die mit den Regelungen nicht einverstanden sind.
Um so mehr danke ich allen, die diesen Dienst seit Mai 2020 übernommen haben. Es wäre schön, wenn wir weiterhin zum Gottesdienst freundlich an der Kirchentür begrüßt werden – auch wenn wir die Regelungen hoffentlich nicht mehr brauchen.
Den Dienst der Ostiarier (ostiarius = Türhüter) gab es schon in der frühen Kirche, weil z.B. die Taufbewerber noch nicht bei der Feier des Abendmahls dabei sein durften oder die Gemeinde in der Christenverfolgung vor nahenden Soldaten gewarnt werden musste. Gerade in der Osterzeit hatten die Ostiarier eine besondere Aufgabe, denn in der vorangehenden Fastenzeit machte man sich zunächst bewusst, dass der Mensch vor Gott klein ist, also knien sollte. Doch in den 50 Ostertagen (und an jedem Sonntag) feiern wir, dass wir mit Christus auferstanden sind – wir sind aufgerichtet durch die Auferstehung Jesu. Darum sollten die Ostiarier in der Osterzeit die Gemeinde daran erinnern, während des Gottesdienstes dann nicht mehr zu knien. So vermitteln wir den Kindern auch die Kniebeuge – beim Hinknien: „vor Gott bin ich klein“ und beim Aufstehen: „mit Gott bin ich groß“.
Schon in der frühen Kirche diente der Ordnungsdienst nicht nur dem Schutz der Gebetsgemeinschaft, sondern auch der Erinnerung daran, dass die Auferstehung Christi unser Leben verwandelt. Jedes Jahr zu Ostern wird uns wieder bewusst, dass wir durch unsere Taufe zu einem Leben mit Christus gerufen wurden. Dabei kommt es nicht darauf an, ob wir in der Osterzeit nun stehen oder weiterhin knien – entscheidend ist, dass wir innerlich aufgerichtet wurden. Halleluja!
Ihr Pfarrer Markus