„Bereitet dem Herrn den Weg“ – Sonntagsimpuls 06.12.2020 (2. Advent)

Im dreizehnten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Gemeindereferentin Christiana Zynda über den heiligen Nikolaus und die Aufforderung des Evangeliums, dem Herrn den Weg zu bereiten.

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
kennen sie dieses Lied: „Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freuen.“ Es erinnert mich an meine Kindheit und den für mich damals geheimnisvollen 6. Dezember, an dem wir des heiligen Nikolaus gedenken. Am Abend vorher stellten wir im Wohnzimmer Teller auf und am Morgen danach waren sie gefüllt mit Omas selbstgebackenen, leckeren Keksen, mit Nüssen, Orangen und besonderer Schokolade. Damals glaubten wir, dass der hl. Nikolaus nachts kam, unentdeckt die süßen Sachen brachte und damit uns Kinder beschenkte. Es war eine helle Freude.
Der Hl. Nikolaus lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Myra, einer Hafenstadt in der heutigen Türkei. Die Legenden des heiligen Nikolaus erzählen, wie er sich für die Menschen seiner Stadt und Umgebung eingesetzt hat. Zum Beispiel wie er den Töchtern eines verarmten Vaters eine gute Heirat ermöglichte, indem er nachts 3 Goldstücke für die Mitgift der Frauen durch das Fenster warf – daher wird der heilige Nikolaus auch oft mit drei goldenen Kugeln dargestellt – und die Töchter damit vor dem Verkauf in die Sklaverei rettete.
Nikolaus war ein Mann, für den Neid ein Fremdwort zu sein schien. Noch heute denken wir voll Bewunderung an seine Großzügigkeit, denn Geld gab er freigebig, wenn er anderen damit das Leben ermöglichen konnte! Er war ein Bischof mit guten Ideen, der sich immer etwas einfallen ließ, wenn es darum ging, anderen zu helfen! Als Bischof war er an einem guten Miteinander und am Zusammenhalt aller Bürger von Myra interessiert. Dabei ging es ihm um den Frieden in der Stadt. Nikolaus war ein Bischof, der sehr aufmerksam war, der still und leise half, wo Not war, aber der auch deutlich seinen Mund aufmachte für die Menschen, wenn es darum ging, Gerechtigkeit zu schaffen und den Hunger abzuwenden.
Der heilige Nikolaus ist bis heute eine Schlüsselfigur der Nächstenliebe. Er hat die Not seiner Mitmenschen nicht nur gesehen und bedauert, sondern hatte Mitleid mit Ihnen und setzte alles daran, die Menschen aus ihrer Not zu befreien und zu retten.
Ja, so wünschen wir uns Kirche. Eine Kirche, die die Not der Menschen sieht und handelt. Eine Kirche, die die Not lindert, damit Leben gelingen kann. Doch Kirche, das sind nicht nur die da oben, sondern auch wir, Du und ich. Wenn wir das Leben des heiligen Nikolaus betrachten, hält es eine Menge Anregungen bereit, die wir in der Adventszeit nutzen können, um das umzusetzen, wozu uns Johannes heute im Evangelium nach Markus aufruft: dem Herrn den Weg zu bereiten, dessen Ankunft wir Weihnachten ersehnen.
Liebe Schwestern und Brüder, „Bereitet dem Herrn den Weg!“. Sehr eindringlich verkündet uns die Heilige Schrift heute diesen Appell. Ja, öffnen wir Jesus Christus unsere Häuser und Wohnungen, ja, unser Herz, gewähren wir ihm Einlass. Zeigen wir ihm unser Gesicht und unsere Verwundungen. Lassen wir ihn in uns selbst einziehen, damit das Unerwartete geschehen kann:
die nicht mehr für möglich gehaltenen Schritte aufeinander zu;
ein Friedensangebot;
eine Solidaritätsaktion;
eine neue, befreiende Sicht auf den persönlichen Lebensweg;
die Annahme einer Krankheit oder der Gebrechen des Alters;
den Entschluss zu fassen, krankmachende Strukturen aufzubrechen sowie erdrückende und kleinmachende Beziehungen zu erkennen, zu verändern oder zu lösen.
Advent ist die Zeit der Wegbereitung für den Herrn, für den, der kommt und zum Leben befreit.
Und wem sind Sie heute schon zum Nikolaus geworden?
Ihnen allen wünsche ich einen gesegneten 2. Advent und eine gute Zeit!