Jesus und das Reich Gottes – Sonntagsimpuls 31.01.2021

Im dreiundzwanzigsten Beitrag der Sonntagsimpulse spricht Gemeindereferentin Kordula Petrausch über die Person Jesu und unser Miteinander.

Das heutige Evangelium zeigt uns, welche Sprengkraft die Worte aus der Heiligen Schrift haben können, sehr passend zum ökumenischen Bibelsonntag und zu dem Wort-Gottes-Sonntag, den Papst Franziskus 2019 ausgerufen hat und den unsere Deutsche Bischofskonferenz aufgrund der langjährigen ökumenischen Tradition zum ök Bibelsonntag dazu gesellt hat.

„Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk 17,20-21) ist das Motto des Bibelsonntages. Ja, es ist mitten unter uns, wenn wir die Worte aus der Bibel hören, bedenken und umsetzen in unser Leben.

Heute geht es im Markusevangelium um die Person Jesu. Seiner Kindheit entwachsen lebt er in Kafárnaum und geht in die Synagoge, in das Gebetshaus der Juden. Dort lehrte er. Seine Art und Weise zu lehren brachte die Menschen in Erstaunen. Es war anders als bei den Schriftgelehrten, heißt es.

Wer also ist dieser Jesus von Nazareth? Was war neu und so anders an ihm?

Gleich 2 x steht geschrieben: „Jesus lehrt mit Vollmacht.“ Er hat also die volle Macht. Was er sagt, erfüllt sich auch! Worte und Taten gehören bei Jesus zusammen. Nicht wie so oft bei uns Menschen: Wir sagen das Eine und tun das ganz andere.

Nun war in der Synagoge ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. In einem Wortspiel könnte man sagen, dieser Mensch war nicht mit sich im Reinen. Interessant ist, dass der unreine Geist sofort auf die Person Jesu reagiert. „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns ins Verderben zu stürzen?“ Offensichtlich hat dieser unreine Geist Angst vor Jesus. Angst, dass Jesus die Unreinheit beim Namen nennt und entlarvt.

Faszinierend finde ich auch an dieser Perikope, dass der unreine Geist sagt, dass er Jesus kennt! Er bezeichnet ihn als Heiligen Gottes! Damit haben wir gleich zu Beginn des Markusevangeliums eine Antwort auf die Frage, wer Jesus ist.

Und was war neu und so anders bei Jesus?

Jesus wendet sich den Menschen zu. Hier dem Menschen mit dem unreinen Geist. Er spürt die Angst, die er hat, entlarvt zu werden und das auch noch vor allen Versammelten. So sagt er einfühlsam, aber drohend: Schweig und verlass ihn! Er nennt den unreinen Geist nicht beim Namen, stellt ihn nicht bloß. Es gibt auch keine Vorhaltungen bei Jesus! Das und das ist nicht gut! Sondern einfach nur: „Schweig und verlass ihn.“ Das Unreine soll ihn verlassen.

Die Begegnung wird nun dramatisch: Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Das ist nun das wichtigste Geschehen. In meiner Vorstellung ist diese Szene echt filmreif! Der Mensch wird hin-, und hergerissen. Wenn wir einmal überlegen:

Wann fühlen wir uns hin-, und hergerissen?
Wann ringen wir mit lautem Geschrei?

Mir steigen Bilder hoch aus den USA. Laut tönt der ehemalige Präsident, dass er die Wahl gewonnen hat, die Auszählung wurde gefälscht.

Dieser unreine Geist aus unserer heutigen Bibelstelle sagte auch er wisse Bescheid.

Zu viele Menschen glauben zu wissen, was alles in der heutigen Welt falsch läuft. Dieser Ungeist besessener Besserwisserei muss meiner Meinung nach dringend überwunden werden. Oft würde ich gern „Schweig still“ sagen wie Jesus. Warum bin ich so oft nicht mutig genug? Warum tue ich es eigentlich nicht? Es wäre doch schon Mal ein Anfang. Eine Durchbrechung.

Vielleicht bewirkt es ein Aufhorchen.

So war es bei Jesus in der Synagoge. Die Menschen spürten, mit Jesus beginnt etwas Neues, etwas Kraftvolles. Mit IHM kommt das Reich Gottes. Mit Ihm kommt Veränderung. Das Unreine weicht dem Reinen, dem Heiligen.

Herr, erneuere Deine Kirche und fange bei mir an.
Schenke uns Erfahrung in der Unterscheidung der Geister und fange bei mir an.
Denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Dich preisen wir in Ewigkeit. Amen.