Unser Brunnenbauprojekt in Nigeria

Brunnen Afrika

Das Dorf Omashi – Wo Wasser ein Traum ist

Das Dorf Omashi befindet sich im Landkreis Umuabi-Udi des Bundesstaats Enugu im Südosten Nigerias. Es liegt ungefähr 160 km von der Stadt Enugu, der Hauptstadt des Bundesstaats, entfernt. Sie war von 1967-1970 die Hauptstadt des als unabhängig ausgerufenen, aber dann wieder eingegliederten Biafra. Von den mehr als 19.000 Einwohner Omashis sind zwischen 70 und 80% Bauern und leben von der Landwirtschaft oder sind Geschäftsinhaber von kleinen Läden. Sie haben kein großes Einkommen. Fließendes Wasser, Kanalisation und andere Infrastruktur oder ein soziales Netzwerk wie in der Stadt gibt es nicht. In diesem Dorf bin ich aufgewachsen.

Eine der größten Herausforderungen des Lebens, der Entwicklung und der Zivilisation in dieser Gegend ist bis heute der Wassermangel, besonders in der Trockenzeit. Das Wasser muss von den Bächen geholt werden, und die fließen einige Kilometer entfernt vom Dorf. Die nächsten Bäche sind Agba-agu und Iyi-Omashi, noch weiter entfernt ist der Iyi-Uba beim Nachbardorf Obinagu-Udi. Die beiden anderen Möglichkeiten, um Wasser zu bekommen, sind das Auffangen des Wassers in Behältern während der Regenzeit, und der Kauf bei Händlern. Aber alle sind mit Problemen verbunden: Oft sind die Bäche verunreinigt, im aufgefangenen Wasser sammeln sich nach einiger Zeit Bakterien an, und der Ursprung des gekauften Wassers ist meist unbekannt.

Der Tagesablauf, vor allem der Kinder und Frauen, beginnt und endet mit dem Wasserholen. Als Kinder standen wir morgens sehr früh auf und mussten kilometerweit – ungefähr 14 km hin und zurück – laufen, um Wasser zu holen. Das mussten wir schon vor der Schule tun, zu der wir anschließend wieder einige Kilometer zur Schule laufen mussten. Man kann sich leicht vorstellen, wie müde wir um 8 Uhr den Unterricht begannen. Wenn wir mittags nach Hause kamen, war das Wasser verbraucht und nach dem Essen mussten wir erneut zum Bach laufen. Bevor wir dann nach Hause kamen, war der Tag schon um. Ich habe noch in Erinnerung, dass wir als Kinder abends nicht vor dem Fernseher saßen, sondern ums Feuer herum. Da haben wir uns natürlich auch über unsere Müdigkeit unterhalten. Das Feuer hat uns immer herzlich willkommen geheißen, aufgewärmt, wenn es abends kühl war, und aufgeheitert. Am Feuer haben wir das Abendessen geteilt und das Nachtgebet gesprochen. Wir waren danach zufrieden, aber wir haben oft vom Wasserholen geträumt.

Dieses Problem hat sich bis heute kaum geändert. Alle bisherigen Versuche, die Situation zu verbessern, blieben utopisch. Das liegt zum einen an den fehlenden Ressourcen, andereseits auch an der Erhöhung des Lebensstandards und den damit zunehmenden Anforderungen an die Sauberkeit des Wassers.

Aus dem Wassermangel ergeben sich letzlich weitere Probleme:

  1. Bauarbeiten und Aktivitäten zur Verbesserung der Infrastruktur können nicht durchgeführt werden,
  2. die Arbeitslosigkeit erhöht sich dadurch,
  3. die Einkommen nehmen weiter ab,
  4. der Hygienestandard ist nicht ausreichend,
  5. Frauen und Kinder werden durch die langen Wegstrecken zum Wasserholen belastet,
  6. notwendige Mittel für die Bildung der Kinder fehlen (Schulgeld, Lernmittel, Schuluniform).

Weil die Wassermangelsituation so existenziell für die Menschen in Omashi ist, fördert die Pfarrei Seliger Niels Stensen den Bau eines Brunnens im Dorf.

Es wurden bereits genügend Mittel für die Brunnenbohrung gespendet. Ein positives geologisches Gutachten für den Brunnenstandort liegt vor. Für Konstruktion und Bau eines Wasserspeichers wird derzeit eine verlässliche Firma vor Ort gesucht. Dann soll auch noch ein Generator beschafft werden.

(Pastor Chidozie Ene)