Bruch des Kirchenasyls
Ein zweiter Anlauf
Ich hatte meinen Artikel für die Rubrik „Thema der Kirche“ in der Bergedorfer Zeitung schon eingereicht – doch dann haben sich die Ereignisse überschlagen, so dass die Kirche(n) nun ein ganz anderes Thema haben.
Sie konnten es selbst den Nachrichten entnehmen: Ein 29-jähriger Afghane wurde von der Ausländerbehörde aus dem Kirchenasyl unserer Pfarrei geholt und abgeschoben. Kirchenasyl und Hausrecht wurden in einer richterlich legitimierten Nacht- und Nebelaktion gebrochen.
Viele sind entsetzt und in Sorge um den jungen Mann – ich auch.
Alle, die sich für Javid eingesetzt haben, die Tür und Herz geöffnet haben für den jungen Mann, der nicht aus Langeweile seine Heimat verlassen hat, sondern weil er Schlimmes erlebt hat und Raum zum Leben suchte. Javid – ja, es handelt sich nicht einfach um eine anonyme Nummer, sondern um einen Menschen mit einem Namen, mit einer unverlierbaren Würde und einem Recht auf menschenwürdigen Umgang – nach Überzeugung der Verantwortlichen unserer Pfarrei auch mit einem Recht auf Asyl. Darum haben wir ihn aufgenommen, als letztes Mittel, um ihm ein rechtsstaatliches Asylverfahren in unserem Land zu ermöglichen. Darum haben ihn engagierte Frauen und Männer begleitet – bei alltäglichen Herausforderungen, beim Erlernen der deutschen Sprache und beim Umgang mit den Behörden.
Die Hamburger Bischöfe haben sich gegen diese Abschiebepraxis und den Bruch des Kirchenasyls positioniert – dafür bin ich sehr dankbar. Für Javid kommt der Protest leider zu spät. Wir können nur hoffen und beten, dass er das Trauma jener Nacht zum 30.09.2024 verkraftet. Das wird schwer, denn in Schweden bekommt er jetzt lediglich eine medizinische Notversorgung.
Der Bruch des Kirchenasyls und der Aufbruch der Türen ist für mich auch ein Vertrauensbruch, den sich ein Rechtsstaat nicht leisten sollte.
Die Bergedorfer Zeitung hat leider diesen meinen neuen Beitrag nicht gedruckt.
Stefan Mannheimer
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